Am 4. November 2007 verstarb Frau Käthe Strößner nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 87 Jahren im Kreis Ihrer Familie in Pähl bei Weilheim. Die Verdienste dieser Frau für unseren Berufsverband sollen an dieser Stelle noch einmal gewürdigt werden. Mit diesen Zeilen wollen wir ihr ein kleines „denk mal“ setzen.
„Ach, ich bin doch nur ein kleines Rädchen in unserer Geschäftsstelle“ antwortete sie bescheiden auf Fragen von Journalisten nach ihren Aufgaben und Verdiensten um die Geschäftsstelle des Verbandes. Doch was diese Frau tatsächlich geleistet und wie sie ihr Leben gemeistert hat, verdient tatsächlich Hochachtung.
Frau Strößner wurde am 16. Juli 1920 in Fürth geboren und ist dort aufgewachsen. Bei den Süddeutschen Lebensmittelwerken hat sie eine kaufmännische Lehre mit Erfolg abgeschlossen. In Fürth lernte sie auch Max Pelz kennen, den sie 1939 heiratete. Noch im gleichen Jahr hat sie ihre Tochter Hannelore zur Welt gebracht.
Das Jahr 1943 wurde für Frau Strößner zum Schicksalsjahr: Vor der Geburt ihrer Tochter Gertrud ist ihr Ehemann im Russlandfeldzug gefallen. Dazu wurde sie im hochschwangeren Zustand bei einem Luftangriff im August 1943 in Fürth „ausgebombt“. Sie musste mit ihrer kleinen Tochter aus den Trümmern des Wohnhauses ausgegraben werden.
Im Jahr 1947 hat Frau Strößner die Arbeit beim Süddeutschen Schaustellerverband aufgenommen und half beim Aufbau und der Organisation des erforderlichen Verbandsbüros mit. Lobend erwähnte sie immer wieder, dass sie in dieser Zeit ihre beiden kleinen Töchter mit ins Büro nehmen durfte und einige Schaustellerfamilien sogar bei der Kinderbetreuung sehr behilflich waren. Sie zeichnete für die kaufmännischen und organisatorischen Belange des Verbandes und für die Betreuung der Mitglieder verantwortlich. Zur Lösung und Bewältigung ihrer Aufgaben musste sie oftmals Pionierarbeit leisten. Dies war insbesondere in den Jahren des Aufbaus nach dem 2. Weltkrieg von entscheidender Bedeutung.
Beim Umzug des Nürnberger Volksfestes von der Fürther Straße zum jetzigen Volksfestplatz im Jahre 1953 wurde das Verbandsbüro in der Kongresshalle neu eingerichtet und das erweiterte Aufgabengebiet neu organisiert.
Bei der Arbeit lernte sie den Schausteller Willi Strößner kennen und lieben, den sie 1967 heiratete. Frau Strößner stieg somit zur Schaustellerin auf ― eine „Private“, wie sie immer betonte ― hat aber im Büro fleißig weitergearbeitet. Aber bereits im Folgejahr verstarb ihr zweiter Mann und sie war schon wieder Witwe. Auch aus diesem Tief haben ihr die befreundeten Schaustellerfamilien wieder sehr geholfen.
1993 wurde die Geschäftsstelle nach den zeitgemäßen Anforderungen neu eingerichtet und ausgebaut. Frau Strößner ist dem neuen Geschäftsführer bei der Einarbeitung tatkräftig mit Rat und Tat zur Seite gestanden, hat ihre Erfahrungen eingebracht und wertvolle Tipps gegeben. Das PC-Zeitalter begann und brachte viele organisatorische Erleichterungen mit sich, die von ihr mit positiver Einstellung angenommen wurden.
Ab 2001 wohnte sie im Seniorenheim in der Ingolstädter Straße in Nürnberg. Sie wurde täglich von den Kollegen, die sie liebevoll „Chefin“ nannten, zur Arbeit abgeholt und auch wieder nach Hause gebracht.
Am 23. April 2007 wurde Frau Strößner anlässlich einer großen Feierstunde im Max-Joseph-Saal der Residenz in München von Frau Staatsministerin Christa Stewens zum 60jährigen Arbeitsjubiläum geehrt. Voller Stolz nahm sie die Ehrenurkunde und einen Ehren-Porzellanteller aus den Händen der Staatsministerin entgegen. Auf die Frage der Ministerin, ob sie immer noch manchmal in die Arbeit ginge, antwortete sie in Mundart: „Alle Tooch“.
Bis zum letzten Arbeitstag im Juli 2007 war sie in der Geschäftsstelle eine vollwertige und hochgeachtete Arbeitskraft, wobei besonders ihr logisches und analytisches Denken und ihr Wissen hoch geschätzt waren. Sie hat in ihrer 60jährigen Tätigkeit unter fünf Verbandsvorsitzenden gearbeitet.
Frau Strößner wurde am 8. November 2007 auf dem Friedhof in Pähl bei Weilheim beigesetzt. Wir verlieren mit ihr eine hochgeschätzte Mitarbeiterin und Kollegin, die sich als Persönlichkeit und Respektsperson bis zum letzten Tag ihrer Arbeit für „ihren“ Schaustellerverband außergewöhnlich eingesetzt und verdient gemacht hat.
Willi Dahinten