Verbandsgeschichte 1891 – 1909

Im April 1891 wurde das Protokoll einer außerordentlichen Generalversammlung im „Komet“ veröffentlicht:

„Der Vorsitzende Herr Fritz Reu eröffnete kurz nach 9 Uhr mit einer begrüßenden Ansprache die Versammlung und brachte das neue Statut zur Vorlage. Einstimmig wird beschlossen, den bisher geführten Namen des Vereins in „Süddeutscher Verein reisender Schausteller und Berufsgenossen“ umzuändern. Sodann wird das ganze Statut nach einigen unwesentlichen Abänderungen gutgeheißen. Eine freudige Überraschung wurde den Anwesenden durch das Erscheinen des Präses des Hamburger Brudervereins zu Teil. Herr Kaufmann griff als Mitglied unseres Vereins mehrmals in die Debatte ein und den Teilnehmern bot sich dadurch Gelegenheit, das reiche Wissen und die große Erfahrung dieses Herrn zu bewundern. Am Schluß der Versammlung toastete Herr Kaufmann mit begeisterten Worten, weiche einen wahren Beifallssturm hervorriefen, auf das segensreiche Zusammengehen und Wirken der beiden Brudervereine. Herr Vorstand Reu dankte und gab die Versicherung, daß er mit allen Kräften das seitherige gute Einvernehmen der genannten Vereine auch in Zukunft pflegen und schützen werde zum Heile und Segen des Schaustellerstandes. Am Nachmittag fand eine Verwaltungssitzung statt und wurde ein Darlehens- und ein Unterstützungsgesuch genehmigend verabschiedet. Die Angelegenheit Volkert, des früheren Kassiers des Vereins, wurde in einer für beide Teile befriedigenden Weise erledigt. Der Vorstand: J. A. J. Grohrock, Schriftführer“ .

Knapp 4 Jahre später widmete der „Komet“ einem anderen bedeutenden Ereignis den gebührenden Platz: Fahnenweihe des Süddeutschen Vereins reisender Schausteller und Handelsleute zu Nürnberg.

„Nachdem in der Frauenkirche zu Nümberg Morgens 8 Uhr eine Messe zur Weihe der Fahne stattgefunden hatte, versammelten sich Nachmittags 1 Uhr die an der offiziellen Fahnenweihe teilnehmenden Personen, die Delegierten der verschiedenen auswärtigen Vereine etc. in der Rosenau. Von hier aus setzte sich der Festzug, teils in Schlitten, teils in Wagen, in Bewegung. Vorauf die Ehrenjungfrauen, denen wir bei der herrschenden strengen Kälte beinahe Mitleid entgegengebracht hätten, da sie ohne Mäntel, in weißen Kleidern in den Gefährten Platz nahmen. Ihre leuchtenden, fröhlichen Gesichter belehrten uns jedoch, daß ihnen noch hitziges Blut in den Adern rollte. Ihnen folgte der Vorstand des Vereins, dann die Fahnen und Banner der zur Feier des Tages anwesenden auswärtigen Vereine. Voran die prachtvolle Fahne des Vereins reis. Schausteller und Berufsgenossen in Hamburg. Es war so gruppiert, daß einer Fahne immer ein Banner folgte. So ging der festliche Zug zur Wohnung des Vorstandes, wo die noch verhüllte Fahne abgeholt wurde. Dann ging die Fahrt zur Kirche. Massen Neugieriger füllten die Straßen und stauten sich vor dem Eingang zur Kirche. Bei dem Erscheinen der noch verhüllten Fahne, deren Weihe es in der Kirche galt, spielte die auf dem Kirchenchor placierte Kapelle des bayerischen lnfantrie-Regiments Nr. 14 eine Festcantate. Die Fahne wurde nun in schöner Gruppierung der ihr das Ehrengeleit gebenden Fahnen und Banner vor dem Altare aufgestellt. Pünktlich erschien der Geistliche und hielt in zum Herzen gehenden Worten die Weiherede. Dieselbe gipfelte in zwei Teilen, der Bedeutung der Fahne im Allgemeinen und in einer religiösen Ermahnung, sie immer als Symbol der Ehre und Einigkeit festzuhalten im Glauben an Gott. Nachdem das Zeremoniell nach katholischem Ritus stattgefunden und die Fahne enthüllt war, wobei der Verein reis. Schausteller und Berufsgenossen in Hamburg und der Verein selbständiger Geschäftsleute in Magdeburg Patenstelle vertraten, schloß das Musik-Korps mit einem musikalischen Vortrag die Feier. In gleicher Reihenfolge wie auf dem Hinweg bewegte sich der Festzug zur Rosenau zurück. Nach einer kleinen Pause wurden die Fahnen zwischen schönen Pflanzendekorationen im Saal gruppiert. Vorher hatte eine fotografische Aufnahme der Gesamtversammlung stattgefunden – bei der herrschenden Kälte keine leichte Aufgabe. Dann stellte sich die Nümberger Fahne, nachdem sie im Festmarsch den Saal passiert hatte, auf und sämtliche Fahnen und Banner definierten an ihr vorbei, sie mit Hoch’s und Hurras begrüßend.

Hierauf bestieg der Ehrenpräses des Süddeutschen Vereins, Herr Fritz Reu, die Rednertribüne und hielt die Festrede. Die Ehrenjungfrauen erschienen und schmückten die Fahne mit einem Lorbeerkranz. Jede Dame teilte nun in einem Spruch der Fahne ihre Wünsche für die Zukunft und ihre Bedeutung mit. Dann hielt der 1. Vorsitzende, Herr Schlegel, eine zu Herzen gehende Ansprache über diesen herrlichen Weiheakt. Herr Kugler dankte den Frauen und Jungfrauen für die schöne Fahne. Nach diesem wurden die Fahnennägel und Fahnenbänder mit ebenfalls teils feierlichen Ansprachen und Mottos von den erschienen Delegierten überreicht. Die Fahne in ihrer Ausstattung ist prachtvoll hergestellt, eine Seite weißes Bild, die andere blau. Die weiße Seite zeigt den deutschen Reichsadler und Nürnberger Stadtwappen, die blaue Seite einen vor einem Globus sitzenden Merkur, um ihn die Insignien des Wanderns und Handels, ein Schiff, Warenballen etc.. Die Spitze krönt der bayerische Löwe“ (Während des 1. Weltkrieges ging diese bayerische Gründungsfahne leider verloren).